Mittwoch, 28. Januar 2015

Hotelito Perdido (verloren, irgendwo am Rio Dulce)

Santiago, der Bootsmann, steuert das kleine Motorboot vom Steg von Bruno's auf den Fluss hinaus, der beim Ort Rio Dulce ziemlich breit ist. Wir fliegen  an einigen ankernden Segelbooten vorbei, dann sehen wir bald nur mehr Mangroven und dahinter Dschungel an den Ufern. Hin und wieder ragt ein Steg oder eine Hütte aus dem Dickicht, aber die Bevölkerungsdichte am Fluss entlang ist eher niedrig.

Nach einer Stunde Fahrt lenkt Santiago das Boot in einen kleineren Nebenfluss, und kurz darauf sind wir da. Das Hotelito Perdido ist genau das, was der Name verspricht: Ein kleines Hotelchen (Hötelchen? Hotellilein? Diminuativ ist auf Spanisch leichter...), das sich irgendwo im Dschungel verloren hat.
Ziemlich akkurate Wegweiser direkt am Anlegesteg.
Vom Anlegesteg (der mit Liegestühlen und einer Palapa mit Hängematten ausgestattet ist) kommt man über einen schmalen Kiesweg zum Haupthaus, einer luftigen Holzkonstruktion, mit Palmwedeln gedeckt, in alle Richtungen offen. ("Holz" bedeutet hier übrigens keine ordentlich rechteckig zugesägten Bretter und Balken, sondern hölzerne Stangen und Stämme in verschiedensten Stärken, die eben so gerade sind, wie sie wachsen wollten. Thermische Isolation ist kein Thema, und das resultierende, noch ziemlich organisch wirkende Gebäude verfügt wirklich über eine ganz warme lebendige Ästhetik.) 
Eine Ecke ist der Rezeption gewidmet, eine andere der Bibliothek (In verschiedene Kategorien eingeteilt: Classics, Multi-cultural, Non-Fiction (überwiegend Bestimmungsbücher für lokale Tiere und Pflanzen), sowie das in diesen Hostels übliche Kuddelmuddel an (überwiegend miesen) tauschbaren Büchern), in der dritten sammeln sich einige Sofas, Hängesessel und -Matten und laden zum Mitherumhängen ein.
Mitten im Nirgendwo, Blick in Richtung Haupthaus.
Die Hotelbelegschaft besteht aus der Eigentümerin und einer Managerin, von denen meistens eine irgendwo in der Nähe zu finden ist, während die andere in vermutlich abenteuerlicher Mission in Guatemala unterwegs ist. Weiters gibts da noch drei Volontäre, die in einer der Hütten logieren, sowie zwei Köchinnen und drei Junge-Herren-für-Alles-Arbeiter, die allmorgendlich per Ruderboot (Cayuco) aus der näheren Umgebung eintreffen.

Das Ambiente ist wirklich sehr familiär, lädt zum Ent- und Ausspannen ein. Tagsüber sind die Gäste und die Volontäre, die gerade frei haben, irgendwo unterwegs (fast immer mit dem Kayak, anders kommt man ja kaum weg von hier), Abends versammelt sich dann alles um die riesigen Esstisch und schlemmt und plaudert. 
Abends versammelt sich alles im Gemeinschaftsraum.
Abgesehen von entspanntem Genießen, kann man sich die Zeit noch mit dem Beobachten von allerlei Getier vertreiben. Direkt am Grundstück (also, im Dschungel) vom Hotel gibts ein paar Süßwasserschildkröten, etliche Kolibris (die zu schnell sind, um die genauer zu bestimmen), Hunderte von Winkerkrabben (manche Links-, die meisten Rechts-Scherer), und Abends natürlich auch Mosquitos. Dazwischen hört man immer wieder die seltsamen Rufe von Vögeln, die sich Oropendola nennen.  
Eine Winkerkrabbe winkt mir zu.
Irgendwo in einem Naturreservat in der Nähe soll es auch Manatees geben, also eine Art von Seekühen. Einige unserer Mit-Gäste unternehmen Ausflüge dorthin, gesichtet wird aber nie eine ("There were these bubbles..." oder "I totally had the feeling that something big was swimming under water there.." allerdings schon. Immerhin.)
Auch zu sehen gibts Spinnen von beachtlicher Größe und Laufgeschwindigkeit (deshalb ebenfalls nicht bestimmt), Schlangen (nicht schnell, aber ich war trotzdem zu langsam), Reiher, Pelikane, sowie eine kleine Kolonie von Weißkopf-Papageien, die in einer Art Nussbaum ein Fressspektakel aufführen.
Nächtlicher Besucher, der uns im Kampf gegen die Moskitos beisteht.
Abgesehen davon sind wir mit dem Kayak in der Umgebung unterwegs. Meine Güte, ich wusste gar nicht, dass mir Kayakfahren so viel Spaß macht! Natürlich ist auch die Umgebung dazu bei, die wie eine zahme kleine Variante des Amazonas wirkt (keine Krokodile, keine Piraten, keine Jaguare im Dschungel, überhaupt ein bemerkenswerter Mangel an tödlichen Gefahren).

Unsere Ausflüge führen uns zu heißen Quellen in der Nähe, die auch damit angepriesen werden, dass sie auch eine "Natural Sauna" dabeihaben. Also ja, ist dann schon irgendwie ein bisschen wärmer in der Grotte, aber so richtiges Sauna-Schwitzen kommt nicht auf. Dafür finden wir in der Höhle noch eine Fledermaus, die uns schlechtgelaunt anguckt, bevor sie den Kopf wieder unter den Flügel steckt und weiterschläft.
Kayak-Ausflug in die Mangroven.
Auch kleine und kleinste Nebenarme vom Fluss erkunden wir, bis das Wasser schließlich nur mehr einige Zentimeter tief ist, das Kayak zwar noch schwimmt, aber links und rechts die Pflanzen schon so nahe kommen, dass man das Paddel kaum noch schwingen kann.
Ein bisschen weiter weg (Eine Stunde Paddeln. Das sollte ich wirklich öfter machen.) gibts auch einen kleinen Wasserfall (dieser allerdings nicht vulkanisch angewärmt) und ein vorgelagertes Felsbecken.
Hier, hier bin ich!
Nach der Bootsfahrt dorthin muss man auch noch ein bisschen Schlamm durchqueren, um zum Wasserfall zu kommen. Kennen wir ja schon.
Wieder mal ein wenig Schlamm am Rückweg zum Kayak.
Insgesamt lässt mich das Hotel und diese Ecke vom Rio Dulce überhaupt an ein Wiener Beisl denken, ein ganz spezielles, das mit dem Motto "Aufregende Lokale gibts genug, geh' ins Lange" seine liebenswürdig-gemütliche Verschlafenheit anpreist. Manche würden es vielleicht ein bisschen langweilig finden (wenn man auch sagen muss, dass das Hotel ja den Tropen-Bonus hat..), ich genieße jeden Tag hier.
Unsere Rucksäcke sind wieder einmal gepackt, wir warten auf das nächste Boot.
Nach vier Tagen ists dann doch so weit, und wir müssen bzw. wollen weiterziehen. Livingston ist eine halbe Stunde mit dem Boot entfernt.

Dienstag, 27. Januar 2015

Beach Cleaning in Livingston

Livingston, Guatemala. Tropic climate, Carribean flair, long sandy beaches.. but.

But every single bit of the beach is covered in plastic trash. The municipal authorities have it cleaned twice a year (before Christmas and Easter), but in the time in between it just piles up. 

Our job as volunteers is to pick up at least a tiny fraction of it. Equipped with shovel, rake, and a wheelbarrow, we set out to make the place a little bit cleaner. We start on the part of the beach in front of Chris' house, who is our host now and invites beach cleaner around for roughly two weeks per month.

Plastic trash in all colours and shapes.
We work 4 hours a day, seven days a week. Since Chris had some other volunteers over recently, the sand looks actually not half bad right in front of his property, so we work in a slowly expanding radius around this starting point.
Wheelbarrow is full, back to the base to empty it.
Chris' idea is to raise awareness, mostly among the local population. (It might sound a bit patronizing, but the argument "Wealthy tourists like to come to clean beaches to spend lot of money there." is a very valid and well-accepted one.) Also, he just enjoys not stepping into small piles of plastic when he jogs down the beach.
Since he is about to turn his house into a Spanish school, he's already got some connections to the local school teachers as well. So maybe this project will grow even bigger, and pop up in the local curiculum in the future?
We keep our fingers crossed, hope for the best, and pick up some plastic flip-flops and soda bottles in the meanwhile.
We are satisfied with these few meters of beach for now.
Where does the trash go, after we've picked it up? So far, there isn't a very satisfactory solution here, but Chris makes us collect it all in a corner of the property that has been designated "landfill". From here, at least it won't be flushed back into ocean, and there is the hope that it can be compacted enough to use it as the foundation of a road leading towards town. (So far, you can only transport heavy stuff with a boat to this spot.)

Tropical paradise with a nasty edge to it.
We pick up trash at a rate of about 2 to 3 wheelbarrow fillings per hour, which means that by the end of the week, we should be at around 50 to 80 loads.

If you consider that Chris had volunteers coming for a bit over half a year, two weeks per month, I would estimate that here are now nearly 1000 wheelbarrows full of trash in this place. It's not pretty.

In the middle of the improvised landfill, a brave little banana tree tries to hide this pile of garbage
Why is the beach of Livingston full of trash? 
The immediate answer is "it comes from the sea." The currents or the winds are unfortunate for the town, and washes all those little pieces onto the land here. 

Where does it all come from? 
About one third of the trash looks really weathered, some of the plastic bottles are full of small seashells, so they must have been in the ocean for a long time. So they could be heading in from practically anywhere in the world. There is a lot of research on that topic, and some great efforts to "clean up"..
The rest of the trash are bottle caps, plastic cuttlery, fragments of styrofoam plates and cups, and similar trash that is very likely of "local" origin (Guatemala City counts here as well, it is a quite a few hundred kilometers away from here, but one the rivers flowing through it ends in the ocean close to here...)

Guatemala's public waste collection and disposal service is atrocious (at best). Also, the awareness of the problem seems to be low. People are still used to throw away their garbage just whereever they are, which worked perfectly for wooden spoons, banana leaves for plates, and a society that had only biodegradable materials in use. 
However, plastic has invaded, and is now permeating every corner and village of the country. Those blasted little white plastic forks are everywhere, every little street vendor serves her or his delicious goods on those cursed plastic plates, and even the tiniest shop is stocked with a fresh supply of more of that shit. And most of the time it is not possible to find a trash bin within the next few kilometers..

In a way, our one-week-job is very rewarding. After every single hour, we see before us a new patch of sandy beach that miraculously looks.. nice.
On the other hand, it is frustrating. After a small storm hit the beach at night, we set out in the morning, and saw the first pieces of plastic crawling back into all the areas that we had previously cleaned. I'm glad I don't have to do this more than one week in a row, and think that it's a good way to have fresh, motivated volunteers after a short time.

However, it is a very interesting experience.. and it definitely strengthed me in my resolve to try to avoid all needless plastic. That means I will try to avoid products that are fabricated from plastic but could actually be made from something else (and would then probably even look prettier) or products that are unnecessary packed in plastic (and this will be the hard part).

Montag, 26. Januar 2015

Rio Dulce (der Ort, nicht der Fluss)

Eine weitere Fahrt von ca. 7 Stunden über die inzwischen vertraut unwegsamen Straßen später kommen wir tatsächlich in Rio Dulce an. 
Wir verstauen unsere Rucksäcke im Hostel, und machen uns gleich wieder auf den Weg zurück in den Ort. Der erste Schein trügt nicht, Rio Dulce dürfte wirklich nicht viel mehr sein als ein überdimensionales Straßendorf. Die Besonderheit: Rundherum wimmelt es von Molen und Anlegestegen, Jachthäfen und die damit einhergehenden Segler-Bars. Rio Dulce ist, wie wir erfahren, einer der Hurrican-sichersten Häfen der Karibik.

Dem zu verdanken hat der Ort die größte Brücke Mittelamerikas. (Was "größte" genau bedeutet, ob das jetzt die längste oder höchste oder einfach die tollste Brücke ist, konnte ich nicht eruieren.) Sie zieht einen hohen Bogen über den Fluss, so dass jedes Segelboot noch gemütlich drunter durchpasst.

Aussicht von der größten Brücke Mittelamerikas


Aussicht von unserem Dorm auf die Brücke. Geräuschkulisse noch weit spektakulärer.
Wenn man über kein Segelboot verfügt, gibt es, ganz ehrlich, nicht all zu viel zu tun. Tagestouren nach Livingston wollen wir nicht machen, dort kommen wir ja sowieso noch hin. Auch die heiße Quelle und andere Attraktionen liegen auf unserer Route, daher besuchen wir nur das Castillo San Filipe, das ein kleines Stück flussaufwärts zu bestaunen ist.

Die alte Anti-Piraten-Festung (damals noch mit Kanonen und Booten unterwegs, weniger Software) liegt in einem kleinen Naturschutzgebietchen, in dem sich allerhand Raritäten finde. Zum Beispiel ein Mülleimer im öffentlichen Raum. (Darüber noch ausführlicher später..)


Meine Güte, ein Mülleimer im öffentlichen Raum?!
Natürlich ist auch die Vegetation recht beachtlich.

Immer wieder fasziniert von der lokalen Flora.
Die Festung selbst ist wirklich entzückend! Genau wie mein Schwesterherz sie beschrieben hat:

Vorher aber haben wir noch beim Castillo de San Felipe vorbeigeschaut, der einzigen Burg Guatemalas, die im Jahre 1652 zum Schutz vor den Piraten errichtet wurde. Sir Francis Drake zum Beispiel hat aber trotzdem mal vorbeigeschaut um Hallo zu sagen. Die Burg ist echt nett, klein und lieb und verwinkelt, mit hundert Auf- und Abgängen, Innenhöfen, Ausfallpforte zum See und einigen kleinen Kanönchen.
Es scheint, als hätte die Burg, in all ihren Ausbaustufen, nie so wirklich funktioniert, denn sie wurde ständig von Piraten geschleift, verstärkt, neu bemannt, um dann wieder überfallen zu werden.. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) ist es eine Freude, darauf herumzuklettern, neue Durchgänge zu entdecken, um eine Ecke herum einen bekannten, aber unerwarteten Gang wiederzufinden.
Ich kann mich selbst nur mit Mühe davon abhalten, auszuprobieren, ob die Zugbrücke tatsächlich noch funktioniert.. die Rollen, Ketten und Achsen wirken allesamt intakt, und auch das Vorhängeschloss, dass wohl überenthusiastische Touristen abhalten soll, ist nicht da.. Ich erspare aber der Festung eine weitere Schmach, und poste einfach noch einmal das San-Filip-Wimmelbild.
Weils so schön ist: noch mal das Wimmelbild.
Am nächsten Morgen packen wir dann unsere Sachen wieder zusammen, begeben uns zum halb-öffentlichen Steg vom Café Bruno (ganz offensichtlich auch ein Seeleute-Treffpunkt) und warten auf das Boot, dass uns abholen und ins Hotelito Perdido bringen soll.

Sonntag, 25. Januar 2015

Lanquin and Semuc Champey

The way from the little finca to Lanquin takes us two days, for roughly 200 kilometers. Why? Well, the first leg of the journey, to Huehuetenango is easy. The camioneta whips over the road at the usual neckbreak speed, and stops on the bus terminal (actually, rather a terminalito), where the usual ajudantes ushes us in about two minutes into the next bus. This time a microbus, which means considerably less comfortable and more crowdiness than in a camioneta.

After a few hours of suffering, we stop in Uspantan, and thank goodness we have a bit more time to changes buses. We even manage to find the bathroom, and a hotdog from one of the numerous little stalls close by.

After about half an hour we pass by a sign that says "Cobán: 60 km". Wait.. why does the driver then say that we have 3 hours of driving still ahead of us? Just a few corners later the first landslide helps to explain. Not that it would completely block the road, but at least one of the 1.5 lanes. Our driver makes his vehicle crawl over the gravelly mess that used to be a road, and soon the way gets even worse. All remains of asphalt are gone, there aren't any speedbumps any more, but crevices washed by spontaneous mountain streams instead. 

By now I'm awestruck at the prowess of our driver, and keep thinking "Well, if I was driving, it would take us about 6 hours." I might add that the microbus is a really old car, of course. Only a fool would drive on this road with a new car, or new shock absorbers. We are glad when we arrive in Cobán, just before it gets dark, and manage to find a cheap hotel, and a hot dinner.

The last bit of the way to Lanquin on the next morning isn't any better, but it's not able to startle us as much as the first bit.
The turquoise-blue rock pools of Semuc Champey, the "hiding river".
We spend our first day in Lanquin just lazing in the Hostel, El Retiro. Our room is comfy, we have a hamock right at our veranda, there is a well-equipped bookshelf in the restaurant, a river that flows right next to our chalet, and dinner is a self-service buffet with lots of fresh vegetables and vegetarian food (which is a nice change after having chicken with rice and beans for a long time..)
Not the worst place to stay for a few days.

Hamocks are also provided.
Unfortunately, however, the weather takes a turn towards the nasty on the next day, as does my digestion. Hannah still enjoys the food, while I restrict myself to camomille tea and crackers for some days..

Finally, on the fourth day, both my stomach and St. Pete are in a better mood. So we finally make the excursion for which we came here:

To the natural rock pools of Semuc Champey.


Header or front flip?

Walk over the pools.
Semuc Champey means in Q'eqchi' "where the river hides under the ground, and that's exactly what it does here. All the rock pools have formed in some wonderous way as a natural bridge over the rushing stream.
That's the spot where the river goes into hiding.
As usual, they also have a mirador. The one-hour climb up the muddy track is definitely worth it, the view over the cloud forest and down onto the pools is breathtaking.
After a longer-than-anticipated climb, we get to enjoy the full view.

A little procession in Lanquin downtown on our way back.

Our stay here was a bit longer than expected, but it was definitely worth it. On the day of our departure, it rains again. More scary roads ahead of us, yay! We look forward to the tropical Rio Dulce, and the Caribbean town of Livingston.
Oh yeah, it was also raining when we left.

Ein kleiner Bauernhof in der Nähe von Huehuetenango

Eigentlich hatten wir ja geplant, direkt nach Lanquin weiterzufahren, aber dann hat uns Rubeín, ein Couchsurfer aus der Gegend von Huehuetenango, zurückgeschrieben, und wir haben beschlossen, ihn und seine beiden Geschwister zu besuchen.

Die Reise dorthin war schon einigermaßen aufregend, und als wir aus dem Camioneta bei Kilometer 239 aussteigen, wird uns ziemlich schnell klar, dass hier nicht oft Gringos vorbeikommen.
Rubeín, sein Bruder Ander und seine Schwester Mendy holen uns von dort mit einem Pick-up ab, und es geht noch einige Kilometer über steile Schotterstraßen bis zu ihrem Bauernhof.

Bei der Kaffeeernte.
Nachdem wir angekommen sind, haben aber alle drei noch ein wenig zu tun, und nachdem wir keine Ahnung haben, wie wir helfen könnten, fühlen wir uns ein wenig verloren.. Ein Spaziergang schafft Abhilfe, und dann bauen ich auch noch die Slackline auf.
Vermutlich der erste Slackliner in dieser Gegend.
Das hilft definitiv, das Eis zu brechen. Mendy und Ander sind begeistert, und üben enthusiastisch, bis es schließlich zu dunkel wird. Schon jetzt ist klar: Hier werden wir dazukommen, unser Spanisch ordentlich zu praktizieren. Rubeíns Englisch ist dazu auch noch ziemlich gut, so dass er übersetzen kann, wenn Hannah oder ich uns in irgendeinem angefangenen Satz verheddern.

Gelegenheit dazu haben wir genug, denn unsere Gastgeber sind wunderbar neugierig. Ob es oft Schnee gibt in Deutschland, um diese Jahreszeit? Was man in Österreich typischerweise zum Frühstück isst? Ob in Europa auch viel mit Mais gekocht wird? Was man sich in Wien so anschauen könnte? Ob alle Leute dort so gerne Bier trinken? Und und und..
Und gleich darauf einige Begeisterte, die es auch mit Vergnügen ausprobieren.
Wir haben ebenfalls genug Fragen. Wie diese Orangensorte wohl heißt? Wozu diese Pflänzchen gut sind? Verwende ich diese Machete richtig? Könnt ihr mir zeigen, wie ich Tamalitos (Mais-Teig-Brot, das in Maisblättern gekocht wird) mache? Wohin verkauft ihre euren Kaffee? Darf ich diese Banane an Princesso (dem Hofschwein) verfüttern?Und so weiter und so fort..
Honduras-Orange, eine ganz spezielle Sorte.
Kaffee-Pflänzchen mit blühendem Unkraut. Oder waren das doch die Setzlinge für die Kaffee-Plantagen-Schattenspender?
Ich glaube, ich war noch nie auf einem so abgelegenen Wohnort. Die Gegend ist wunderschön, das Haus ist umgeben von Pinienwäldern, und von der Terrasse blickt man auf die verschiedenen Pflanzen-Projekte der Geschwister: Eine kleine Zitrusfrucht-Plantage, verschiedenste Kaffee-Setzlinge, andere Pflänzchen, die einmal dazu dienen werden, den jungen Kaffeestauden Schatten zu spenden, einige Zierpflanzen in verschiedensten Farben und Größen, ein Schweinestall mit Princesso darin. 
 
Frühstück, Mittag- und Abendessen wird immer für uns zubereitet, und auch wenn es uns etwas unangenehm ist, wissen wir kaum, wie wir uns dafür revanchieren können. Wir tun uns schon schwer genug, Wasser zum Waschen auf dem Holzofen heiß zu machen, von Kochen ganz zu schweigen. Die drei freuen sich darüber, dass wir sie auf ein paar Bier einladen, aber schon beim Einkaufen sind wir wieder darauf angewiesen, dass sie uns mit dem Auto hinfahren. Und in dem Laden gibts auch nur Bier, Chips, und ähnliche Haltbar-Produkte. (Milch, Eier und Fleisch gibts beim Nachbarn, Obst, Gemüse, Mais und Bohnen am Markt im nächsten Ort.)
 
Zumindest beim Kaffeeernten können wir ein bisschen mithelfen.  
Junge Erntehelferin mit reifen Kaffeebeeren.

Meistens musste man sich erst den Weg zu den Pflanzen freimachetnen.
Wir begleiten die drei auch zur zweiten Plantage, auf der die Kaffeesträucher noch ein bisschen kleiner sind. Die Anfahrt dauert etwa eine Stunde (sind 15 Kilometer von etwas, das ich wohl "Feldweg" nennen könnte) Da dort noch nichts zu erten ist, und auch wenig Unkraut (oder Un-Büsche, oder Un-Bäumchen) mit der Machete zu vertreiben sind, wird das ganze in einen Ausflug umgestaltet.
Ausflug in die Umgebung: Mendy und Rocky.
Mit Orangenpflücken (von uralten Bäumen einer verlassenen Plantage), Erkundung einer Höhle an einer Flussuferböschung (Unmengen von Fliegen, und wir trauen uns nicht weiter rein, um den Ursprung der Fliegen zu finden..), Überquerung einer Hängebrücke (ja, so eine, bei der einige Planken so verrottet aussehen, dass man damit rechnet, dass die beim Drübergehen brechen).
Und noch das Ernten von dem Saft von einem ganz bestimmten Bambus-artigen Gewächs, das angeblich das Haarwachstum stimuliert.

Noch mehr Spektakel: Ernte von Saft aus diesen Bambus-artigen Rohren.
Ich bin mir nicht sicher, aber Hannah beschwört, dass sich ihre Haare nach dem Waschen mit diesem Natur-Shampoo wesentlich dicker und dichter anführen. Wenn das klappt, sollte sich auch mein Bart in den nächsten Tagen Rübezahl-artig verdichten.

Nach drei Nächten machen wir uns dann schließlich auf die Weiterreise nach Lanquin. Die ganze kleine Familie begleitet uns zur Hauptstraße, und nach kurzem Warten röhrt ein Camioneta heran. Wie gewohnt dauert es nur ein paar Sekunden bis unsere Rucksäcke am Dach und wir auf den Sitzbänken verstaut sind, und dann können wir nur noch kurz winken, bis der Bus um die nächste Kurve düst.

Ein kurzer, aber wunderschöner Abstecher, und ein perfektes Beispiel für Couchsurfing-Kulturaustausch.
Rubeín, Mendy, Ander, und noch eine Cousine aus der "Nachbarschaft".

Sonntag, 18. Januar 2015

San Pedro La Laguna (Lago Atitlan 2)

Zweiter Besuch des Atitlan-Sees, diesmal haben wir aber einiges zu tun. Eine Woche Spanisch-Kurs. Unser "Maestro" Diego ist erst zwanzig, aber macht seine Sache sehr gut. English spricht er übrigens auch nicht, was ich ganz gut finde. Bei allfälligen Unklarheiten sind wir so gezwungen, auf Spanisch nachzufragen.

Kochbananen schälen, und anschließend lernen wir das wunderschön lautmalerische Wort machacar, Spanisch für zermatschen.

Die Spanischschule organisiert nachmittags auch diverse Aktivitäten, so zum Beispiel einen Kochkurs. Diese Woche machen wir dabei Rellenitos, das sind Bällchen aus Kochbananenmus, die mit - wie könnte es anders sein - Bohnenpüree gefüllt werden. Anschließen frittiert.

Nachdem wir fertiggekocht haben, tauchen plötzlich ein paar ebenfalls Spanisch lernende Zaungäste auf. Es gab trotzdem mehr als genug.
Dazwischen, so zur Abwechslung, ist einmal Hannah, dann wieder ich für jeweils einen Tag oder etwas mehr aus Verdauungsgründen außer Gefecht.

Die Familie, bei der wir untergebracht sind, hat einen Familiennamen, der mir zu kompliziert zum Aufschreiben ist. Deshalb bleiben sie für uns Rosa und Byron, und sie kümmern sich wirklich ganz nett um uns. 
Der Einladung zum traditionellen Tamales-Essen am 31. Dezember können wir dann leider doch nicht nachkommen (wie schon gesagt...).
Rosa hebt trotzdem ein paar davon auf, und serviert sie uns am nächsten Tag.
Es sind DOCH keine Bananenblätter, sondern die irgendeiner anderen Pflanze, deren Name mir vollkommen unbekannt ist, die aber nur zum Tamales-Einwickeln verwendet wird.
Ah ja, dann war da noch die Episode mit der Kakerlake in meiner Bierdose. Zur Desinfektion meines Magens habe an geistesgegenwärtig sofort den gesamten restlichen Schnaps, den wir noch hatten, ausgetrunken, und wahrscheinlich konnte ich nur so Schlimmeres verhindern.
Dafür habe ich am nächsten Morgen fürchterliches Kopfweh. Naja, der Kakerlake gehts noch schlechter.

Kaffee, heiße Schokolade, Spanisch-Wörterbuch, Spanisch-Kurzgrammatik, Spanisch-Handy-Apps. Alles da.
Meistens verbringen wir die Zeit am Nachmittag mit Spanisch-Lernen bzw. Wiederholen von unregelmäßigen Verben im Präsens, Indefinido und Imperfecto. Diego erwähnt zwar in einer Spanischstunde zwar kurz das Subjunctivo, aber ich gebe zu verstehen, dass derartige Spitzfindigkeiten noch keinen Platz in meinem Repertoire haben.
Ja, das Photo kennt ihr schon, aber an dem Flecken hats mir einfach außerordentlich gut gefallen.
Nach San Marcos fahren wir auch noch einmal, mit den gleichen Vorbehalten wie gehabt. Zum Slacklinen ists noch immer schön dort, die Fernsicht sogar noch ein bisschen besser als beim letzten Mal.
Bildunterschrift hinzufügen
Am letzten "Schultag" gibts dann sogar noch eine Urkunden-Überreichung, und am Abend gehen wir mit dem Direktor der Schule noch auf ein Bier. Ich glaube, dass letzteres aber nicht im Standard-Programm enthalten ist.
Byron, Juan-Carlos, Rosa, Hannah, ich, bunte Tischdecke.
Natürlich machen wir auch noch ein Gast-Familienphoto.

Fazit unseres Aufenthalts: Wenn jemand Spanisch lernen möchte, können wir diese Ecke von Guatemala auf jeden Fall empfehlen. Die Grund-Grund-Grundlagen sollte man schon können, weil der Unterricht ja rein auf Spanisch ist. Aber eine Spanischschule, die direkt am See liegt.. Wenn man einen günstigen Flug findet, ists wahrscheinlich für einen Monat sogar schon günstiger, als einen Kurs in Österreich oder Deutschland zu machen. 

Aus irgendeinem teuflischen Grund schaut Hannah übrigens auch noch mal nach, wie warm bzw. kalt es gerade es zu Hause ist. Ihr Handy sagt: -5 Grad Celsius. Ihre hämisches, fast schon dämonisches, Grinsen konnte ich gerade noch einfangen.
Wiiiie kalt?!
Unsere nächste Station (wie man jetzt übrigens auch der Routen-Karte entnehmen kann, die ich auf den letzten Stand gebracht habe) ist übrigens nicht sofort Lanquin, sondern eine kleine Finca kurz vor Huehuetenango, wo wir einen Couchsurfer gefunden haben, der uns für ein paar Nächte auf seiner kleinen Kaffee-Plantage beherbergen wird.

Samstag, 17. Januar 2015

Map - Route in Guatemala


Our route in Guatemala.. so far.



Well, "route so far" as in "planned route including the next two weeks". Who knows when I'll get a proper Internet connection again. And yes, I do realize we skipped Antigua and the Peten. Maybe some other time.

Chichicastenango

We are back at the Camioneta terminal in Xela, and this time, we're quite happy (well, not happy, but it's still what we were hoping for) when someone screams into our faces "CHICHI?? CHICHIIII!!!" Yes, two to Chichi, please.
Around 98.000 of these diesel-guzzling monsters are roaring around in Guatemala. The old school buses from the States are imported, and, as I've heard, brought back to life with stronger engines to cope with the Guatematecan roads.
The ajudante of this camioneta still posesses two fully functional hands, but does the same tricks as the one-handed guy from the last bus. Climbing out of the window and onto the roof during reckless driving.. we are getting used to it.
However, on this journey we hear why they are commonly called "chicken buses": One of our co-passengers stows three large cardboard crates with air holes on the overhead storage. All three boxes emit low cheeping noises. Whenever the bus takes a sharp corner and all chicks within the box are compressed in one corner due to the centrifugal forces, the noise rises to an excited crescendo of startled squeaking.. Okay, chicken bus all right.

In Chichicastenango, we arrive on Saturday afternoon. The Plaza Central of this little town is already occupied with lots of semi-permanent looking stalls, tents and buildings, that together form a sort of cave, in which a lot of comedores are housed.

Just a regular market on the day before M-Day. (Market Day is every Sunday in Chichi, and Wednesday as well, I think.)
In the evening, the activity increases: More makeshift food stalls appear to feed all the countless people that arrive to set up more shops. We sit on the terrace of a restaurant at the edge of the Plaza Central, sit our beers, and watch the spectacle. It's quite fascinating to see how quickly the skilled tradesmen set up a frame of some poles, held together with just a bit of rope. Then they throw more strings over and around these racks, pull up a rain-resistent tarpaulin, and just a few minutes later they add the finishing touches to their shops.

On the next morning, Sunday, the market is open. And yes, it's overwhelming. There's an endless stream of people, shouting vendors of handbags, tightlipped tourists from Guatemala, little kids running around selling bracelets, indigenous ladies praising the quality of their food, awestruck or foolish tourists from abroad, fruit-juice sellers, clothes merchants.
And because, at some places, there still might be a few square-centimeters of open space, the church doors fly open, and a procession spills out onto the crowded square. Not just people, but also people carrying those large floats with the statues of some saints on it..
Flower in front of the church, and the tent-town that is the market in front of that.

If you're not careful, you might end up buying a LOT of stuff. That you don't need. But it will put a smile (or an evil chuckle) on the vendor's face.

Yeah, we want through here! What? No space? No worries, it will work out somehow..

Lots of different worlds mingling on the Chichicastenango market.
I already mentioned it, but what is it that Saints seem to like most? Yes of course, fireworks! So in the middle of this insane crowd, at least three guys set down steel tubes with welded-on bases, load these mortars (yes, that's what they are) with some self-rolled packets of gunpowder, and ignite the fuse.
This is Mr. Happy Bomberman, with his cheerful bag of celebratory self-made fireworks, assisted by Mortar-Carrying Boy, and Guy with a Hat and a Match. When they are reloading their contraption, Old Drummer Guy can make some in-between noise.
Two seconds later I'm happy that I still have my eyebrows, but really, really want to get further away from these maniacs. We manage to escape, and apparently no-one gets ripped apart on this day. I wonder why.
At this stall they are selling furniture. The shop where they sold their own old grannies is right next to this one.

Graveyards sure look a lot more cheerful in Central America.

Our next stop is, once more Lago Atitlan, but this time with a mission: Spanish course!