Die Busfahrt nach El Valle de Antón ist, objektiv betrachtet, von Panama City eigentlich recht kurz. Und eigentlich sind wir ja auch schon ein bisschen abgebrüht. Aber trotzdem... die Windschutzscheibe ist wieder mal zu 80 Prozent zugeklebt, und der Sichtschlitz bietet wirklich nicht viel Aussicht auf die Straße. Weder für uns, noch für den Busfahrer. Das hält ihn aber nicht davon ab, auf der kurvigen Bergstraße Überholmanöver zu fahren, die man im besten Fall als "riskant" bezeichnen könnte. Wir üben uns in Stoizismus, und kommen irgendwann doch unverletzt an.
Das Hotel, das Hannah und Thomas ausfindig machen, nennt sich "Cabañas Colores", und ist genau das: Kleine Hüttchen, alle ausgestattet mit einen Badezimmer sowie einer Küche. Welch Luxus!
Zu unserem Leidwesen gibts allerdings auch noch einige andere Bewohner: Es scheint gerade Paarungszeit unter der lokalen Ameisenbevölkerung zu herrschen, und etliche Hunderte (sehr konservativ geschätzt) der jungen geflügelten Königinnen verwenden die Wände um unsere Betten als Versammlungsplatz, ordentlich bewacht von etlichen kräftigen Soldatinnen.
Sehr zu meinem Leidwesen greift die Hotelbetreiberin sofort zum Insektenvernichtungsspray. Damit die nachfolgenden Ameisenprinzessinen nicht den selben Fehler begehen, und auch diesen Ort des Massakers betreten, packe ich meine Rolle Klebeband aus und verschließe alle Ameisen-Pforten. Es tut mir sehr leid..
Am nächsten Morgen ergeben sich zunächst erfreulichere Dinge: Wir machen uns auf den Weg zu einer der angekündigten Attraktionen des Tales: Den "arboles cuadrados", den quadratischen Bäumen. Was man sich darunter vorstellen darf, wissen wir nicht, aber es sieht nach einem netten Spaziergang aus.
So wandern wir durch die von nordamerikanischen Pensionisten bevölkerten Vororte der Stadt, bis wir nach einigem Suchen den entsprechenden Dschungelpfad gefunden haben. Die Aussicht ist durchaus spektakulär: Das Tal liegt in einem etwa 300.000 Jahre alten Vulkankrater, und ist auf allen Seiten von Bergen umgeben, die den Kraterrand bilden. In westlicher Richtung ist der Blick auf die Berggipfel fast immer völlig frei, im Osten dagegen hängen beständig Wolken in den dschungelig bewachsenen Gipfeln.
Nebelwald. Die Wolken tropfen langsam ins Tal herab. |
Etwa einen halben Kilometer später, am Ende des Pfades, finden wir tatsächlich die quadratischen Bäume.. sie sind nicht ganz so spektakulär, wie wir uns das erhofft hatten, aber alleine der Waldspaziergang hat sich gelohnt.
Ich habe zwar den Winkelmesser nicht dabei, aber mit etwas gutem Willen könnten das schon neunzig Grad sein. |
Auch Thomas photographiert eifrig. |
Farbenpracht. |
Später am Nachmittag ereilt mich wieder einmal ein gröberes verdauungsbedingtes Unbehagen, und kurze Zeit folgt Thomas nach. Hannah und Elke bleiben unbeeindruckt, gesund und munter.
Am nächsten Tag, an dem Thomas fiebrig im Bett liegt und ich wie eine müde Fliege herumkrieche, unternehmen die beiden Damen eine kleine Wanderung zu einem der Wasserfälle am Rande des Tales. Sie machen einen Muttertagsspaziergang daraus, obwohl nachträglich Zweifel ob des korrekten Datums aufgekommen sind. Aber bekanntermaßen zählt ja die Intention.
Hängebrücke in den Nebelwald. |
Mutter und Tochter am einem der Waldbadebecken. |
Die beiden kommen sehr begeistert spätnachmittags wieder zum Hotel zurück. Thomas schläft, ich esse Cracker.
Am nächsten Tag bleiben Thomas und das Fieber immer noch im Bett, ich fühle mich bereit für einen Spaziergang. Wir beschließen uns die Petroglyphen anzugucken, die irgendwo auf einem Pfad zu der Bergkette liegen sollen, die "schlafendes Indianermädchen" genannt wird.
Die Bergkette, deren Form die Namensgeber an ein schlafendes Mädchen erinnert hat. |
Die Petroglyphen, also in Fels gehauene Bilder und Symbole, finden wir bald. Ihre Bedeutung zu entziffern gelingt uns freilich nicht, und so marschieren wir weiter bergauf.
Petroglyphenforscherinnen. |
Weiter oben finden wir noch einige Wasserfälle, und den sogenannten Krötenstein, der ebenfalls mit eingemeißelten Symbolen versehen ist. Einige davon sind klar als Frösche oder Kröten zu erkennen.
Warum der "piedra de sapo", also Krötenstein, so genannt wird, ist leicht zu erkennen. |
Der Spaziergang wandelt sich langsam zu einer richtigen Wanderung aus. Der Weg wird steiler und spektakulärer, mit einigen Stellen, die in Österreich eine Klettersteig-Einschätzung von zumindest A-B hätte.
Der Ausblick auf das umliegende Bergland macht Lust auf mehr, und schließlich kommen wir dort an, wo wir die Nase des liegenden Mädchens vermuten.
Oberhalb der Baumgrenze wird die Aussicht richtig aufregend. |
Wanderzeit. |
Kurze Rast auf der Nase der schlafenden Dame. |
Noch aufregender ist der Abstieg, der das Kinn hinabführt. Leider verweigert unsere Kamera wieder einmal den Dienst, aber die Kletterei über die Felsen macht mir richtig Spaß. Elke und Hannah sind anfangs ein wenig skeptischer, aber nicht weniger begeistert, als das Hindernis überwunden ist.
Am nächsten Morgen beschließen wir, weiterzureisen. Thomas ist beinahe fieberfrei, und fühlt sich, mit den entsprechenden Medikamenten versehen, bereit für die Fahrt nach Santa Katalina.
Auch diesmal bleibt euch das Viechzeugs nicht erspart
Grasgrüner Iguana direkt vor unserer Hütte. |
Ein junger Frosch am Rand eines Felstümpels. |
Verwackelt, aber der Vollständigkeit halber trotzdem hier: eine unidentifizierte Schlange, die wir ungewollt beim Sonnen gestört haben. |
Ein blaugrün schillernder Blattbewohner. Man reiche mir ein ordentliches Makroobjektiv, bitte. |
Diese benashörnten Käfer haben wir zuhauf beim Abstieg von unserer Bergwanderung gefunden. |
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