Samstag, 4. April 2015

Isla Ometepe

Nach León beschließen wir, uns die Isla Ometepe anzusehen. Die Fahrt dorthin ist verhältnismäßig reibungslos, uns wird nur zweimal versucht, überteuerte Taxifahrten für die Strecken zwischen diversen Busterminals anzudrehen.
(Der letzte Versuch ist übrigens durchaus spektakulär: Für einen Preis von 15 US-Dollar pro Person bietet uns jemand im Bus ein Taxi für die Strecke Rivas - San Jorge, von wo die Fähre auf die Insel ablegt. Der Clue bei der Sache ist, dass unser Bus uns sowieso direkt nach San Jorge bringt, d.h. das Taxi wirklich nur notwendig ist, wenn man blöderweise (oder naiverweise dem Taxifahrer Glauben schenkend) zu früh aussteigt.)

Wir kommen jedenfalls praktisch unbehelligt in San Jorge an, die Überfahrt dauert etwa eine Stunde. Und die Aussicht dabei ist ganz schön grandios. Wir kommen genau rechtzeitig, um uns den Sonnenuntergang vom Dock aus anzusehen, anschließend suchen wir uns eine Pension für die Nacht. Ein extrem hilfreicher Ometepianer auf einem Moped gibt uns den entscheidenden Tipp.


Die Fähre und eine grandiose Aussicht warten schon.
Volcan Concepción, etwa eine halbe Stunde, bevor wir ankommen.
Eine Stunde später suchen wir Abendessen, und wieder rollt unser Wunder-Verbindungsmann auf seinem Mofa vorbei. Ja, klar, natürlich hat er auch einen Geheimtipp zum Essen. Und wieder lohnt es sich: Das kleine Gasthäuschen, genauer gesagt: Koch-Hütte mit Tischen im staubigen Garten davor, trumpft mit gutem, günstigem Essen und kaltem, günstigen Bier. Genau richtig.

Am nächsten Tag fahren wir mit dem camioneta nach Altagracia, von dort mit einem zweiten Bus zum einem Hostel mit angeschlossener Permakultur-Farm, die zumindest in ihrem Online-Auftritt sehr sympathisch wirken.

Dort angekommen wird uns gleich abgewunken: Drei Leute, keine Reservierung? Keine Chance, alles ist voll. Aber wir können ja weiter den Berg hinaufstiefeln, dort gibts noch ein Hostel, vielleicht haben die was. Keine Ahnung.

Zweihundert Meter später, die sich mit Mittagshitze und schweren Rucksäcken wesentlich länger anfühlen, kommen wir im Hostal La Brisa an. Zuallererst stellt uns der Hostelbesitzer je einen großen Becher Wasser hin, danach können wir alles weitere klären. Es gibt Plätze für uns, hurra! Sogar in Hängematten!
(Pete ist durchaus skeptisch, Hannah und ich freuen uns, auch wenn die Hängematten hier nicht die allerbequemsten sind.)

Unser Hängematten-Schlafsaal.

Wilde Umgebung zum Wäschaufhängen.

Der Betreiber des Hostels ist Spanier und podemos-Anhänger.
Die nächsten Tage verbringen wir also im Hostal La Brisa als Basis, und erkunden die Umgebung. Mein größtes Problem dabei ist die Hitze: Nur je zwei Stunden nach Sonnenaufgang und zwei Stunden vor Sonnenuntergang sind erträglich, den Rest des Tages brennt die Sonne unbarmherzig herunter und macht mein Hirn marrode und mich träge.

Trotzdem versuchen wirs:
Ein Fahrrad-Ausflug zum Ojo de Agua, einem vulkanischen Wasserloch. Durchaus mit einigen Überraschungen: Das "natürliche" Becken ist leider inzwischen vollkommen in Beton gefasst, mit umfangreicher Touristen-Infrastruktur drumherum. Dafür ist das Wasser angenehm kühl, und außerdem hat irgendein schlauer Kopf eine Slackline übers Becken gespannt! Also insgesamt ein durchaus angenehmer Aufenthalt.
Ojo de Agua.


Man beachte das "Evakuierungsroute im Fall eines Vulkanausbruches"-Schild unten rechs.

Kurze Strandpartie mit dem geliehenen Fahrrad.

Wir versuchen außerdem, den Punto Gorda zu Fuß zu erreichen, und werden nach den ersten Metern gleich von einem US-Amerikaner im Pick-up den größten Teil der Strecke mitgenommen. Und trotzdem finden wir die letzte Abzweigung nicht, dafür einen Argentinier in Balgue, dem nächsten Örtchen, der nicht nur ausgezeichnete Smoothies mit viel Enthusiasmus serviert, sondern auch selbstgerösteten (starken!) Kaffee anbietet.


Die nächsten beiden Tage versuchen wir einfach nur, meine Slackline am Strand aufzubauen. Es gelingt, und die Nähe zum See lindert die Hitze ein wenig. Es ist übrigens immer wieder ein wenig befremdlich, im Lago Nicaragua zu schwimmen: Es sieht aus wie Meer, es klingt wie Meer, aber schmeckt nach Süßwasser. 

Slacklinen am See.
Zu guter Letzt mieten wir uns auch noch Mopeds, und düsen mit denen einmal rund um die Insel (die ja insgesamt nur ca. 40 Kilometer lang ist). "Düsen" ist hier natürlich nur ein relativer Ausdruck, beträchtliche Teile der Strecke sind Schotterpisten, die dann doch ein wenig mühselig zu bewältigen sind.

Concepción und Scooter.

An der Lagune "Chaco Verde" legen wir eine Pause ein, wandern einmal um diesen Tümpel und auch aufs lokale Mirador. Es lohnt sich, und wir bekommen endlich auch Brüllaffen zu sehen!
Ob das Schild die Leute erst auf die blöde Idee gebracht hat, bleibt ungewiss. Dieses Photos ist übrigens gestellt, ich habe dem Baum kein Blatt (oder Rinde) gekrümmt.
Ein bisschen Amelie, nur mit mehr Bart.

Schotterstraße, Hannah, und der Vulkan.

Versuch, einen Mangobaum durch Schütteln um einige seiner Mangos zu bringen. Erfolglos.
Gute Aussicht nach Westen.


Viechereien auf der Isla Ometepe

Diese noch nicht näher identifizierte Mini-Echse lebt in unserem Spind, und bewacht dort behutsam unsere Pässe und Dollar-Reserven.

Eine ebenfalls noch nicht identifizierte Kröte. Diese Tiere sind zahlreich, riesig (zumindest auf einem Kröten-Größen-Massstab), und im Sonnenuntergang auch laut.

Ein blue jay, von denen es in den Bäumen in unserem Hostel nur so wimmelt. Sie setzen sich mit besonderer Vorliebe auf einen Baum, unter dem man gerade vorbeigeht, und machen melodiösen Krach.

Nicht exotisch, aber doch sehr unterhaltsam: Ferkel am Strand. Schweine und Pferde sehen wir übrigens immer wieder mal sehr selbständig und selbstbewusst an den See trotten, um zu baden und zu trinken.


Brüllaffe, genüsslichen auf einem Zweig in der Nähe der Charco Verde-Lagune geräkelt. Endlich Affen. Mit Greifschweif.

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