Nach einer mehrstündigen Busfahrt von Mérida kommen wir dann in Palenque an. Wie gehabt werden auch in diesem Bus DVDs auf mehreren Bildschirmen gezeigt, diesmal ein Science-Fiction-Actionfilm mit erstaunlich brutalen Szenen, mit dem vermutlich die reisenden Kinder auf eine dystopische Zukunft vorbereitet werden sollen. Zum Glück funktionieren unsere Kopfhörer noch, und wenn man sich konzentriert, schafft man es, überwiegend aus dem Fenster und nicht auf den blöden Bildschirm zu starren.
Neu ist, dass der Bus einige Male angehalten wird, und ein Polizeibeamte sämtlich Pässe kontrolliert.
In Palenque angekommen, finden wir ein kleines Städtchen, das eifrig damit beschäftigt ist, sich für den zunehmenden Touristenstrom hübsch zu machen. So ziemlich alle Straßen der Innenstadt sind aufgerissen und werden gerade neu gepflastert, und auch die Hotels und Hostels putzen sich heraus.
Unser ursprünglicher Plan war, einige Tage hierzubleiben, und dann gemütlich die diversen Sehenwürdigkeiten in der Umgebung abzuklappern. Doch ein Guide auf der Straße überredet uns zu einer anderen Tour:
Er bietet Shuttle-Fahrten zu den Ruinen von Palenque, zu Misol-Ha und Agua Azul (dazu später mehr) und schließlich nach San Cristobal de las Casas an. Das ganze für nur unwesentlich mehr Pesitos, also der offizielle 1.-Klasse-Bus ohnehin kosten würde. Und zu unserem leidwesen gibt es auf dieser Strecke nur erste Klasse (d.h. zu viel Airconditioning und zu viele DVDs.)
Also gut, wir probierens mal mit dem Touristenprogramm. Das Hostel ist ohnehin nicht all zu gemütlich: Wir dürfen zwar die Küche verwenden, aber ein großes Schild prangt über dem Herd: "Bitte verzichten Sie beim Kochen auf folgende Zutaten: Fisch, Knoblauch, Zwiebel, Alles was gut schmeckt aber Leute mit einem pervertierten Geruchssinn als störend empfinden könnten."
Zugegeben, ich habe die Aufschrift nur sinngemäß wiedergegeben, aber trotzdem war es nicht sympathisch.
Deshalb beschränkt sich unsere Kenntnis des Ortes Palenque auf das, was wir bei einem abendlichen Spaziergang sehen. Lieber Ort, wenn wir dir unrecht tun, tut mir das wirklich leid, aber wir waren wirklich nicht sehr begeistert von dir.
Gleich um 7 Uhr am nächsten Morgen geht dann die Tour los. Mit etwa 10 anderen Backpackern steigen wir in den Kleinbus, und nach kurzer Fahrt kommen wir bei den Ruinen von Palenque an. Um diese Uhrzeit ists noch ruhig, und sämtliche Verkäufer von teilweise wirklich sehr hübschem Tand sind noch leicht verschlafen dabei, ihre Waren auszurollen. Dann sind wir endlich in der archäologischen Ausgrabungsstädte:
Namensgebender Stuck am "Tempel des Schädels". |
Auch diese "vorkolumbianische" Stadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Noch beeindruckender finden wir schon nach den ersten Schritten, dass Archäologen schätzen, dass erst etwa fünf Prozent der Siedlung freigelegt sind. Und diese 5 Prozent sind schon enorm! Der ganz Rest schlummert noch unter unberührtem Dschungel.. Wer weiß, was sich da noch alles verbirgt.
Der Palast ist ein rießengroßer, ausgedehnter Gebäudekomplex, von dem noch ziemlich viel erhalten ist. Nicht nur eine Vielzahl von erhaltenem Stuck-Schmuck, sondern auch noch Gänge, Treppchen, Innenhöfe und ein Turm.
Einer der unzähligen Gänge/Räume/Sonstiges, in denen man sich im Palast verlaufen kann. |
Der Weiße Turm. Praktisch Weißes Haus von Palenque. Der Rest dürfte in knalligeren Farben gehalten gewesen sein. |
Stucco an einer Säule eines Innenhofes des Palastes. Dargestellt ist irgendein Gott, dessen Namen ich vergessen habe. |
Eine erstaunlich hohe Anzahl der alten Inschriften beschäftigt sich damit, wer zu welchem Anlass wie geopfert wurde. Meist zu Ehren des Herrschers, der sich den Palast eingerichtet hat, ein gewisser Herr K'inich Janaab' Pakal.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist die ehemalige Krönungskammer. Die Mauern des eindrucksvollen Saales sind noch gut erhalten, und der mächtige Herrscher der Stadt hat sich bei der Innendekoration für ein besonders martialisches Motiv entschieden:
Handgemalte Blümchentapeten.
Blümchentapeten im Krönungssaal. |
Die Arbeiter auf der Pyramide erinnern mich ein wenig an das berühmt Photo aus New York:
Mittagspause für den Restaurierungstrupp. |
Es liegt die Vermutung nahe, dass die damalige Maya-Bevölkerung im Schnitt weit kleiner war als der heutige Durchschnittseuropäer. Es verwundert uns deshalb immer wieder, warum die Stufen (und es gibt davon wirklich viele!) dann so dermaßen hoch sind!
Steile Stufen führen auf den "Tempel des Kreuzes". |
Aussicht vom Tempel des Kreuzes auf zwei weitere kleinere Tempelchen sowie den Palast-Komplex. |
Der Aufstieg lohnt sich aber jedes Mal. Wir haben insgesamt vier Stunden zur Verfügung, um die Ausgrabungsstätte zu erkunden, aber das reicht, ganz ehrlich, absolut nicht aus. Das Gelände ist weitläufig, steil, und an jeder Ecke verbirgt sich noch irgendein neues, sehenswürdiges Detail. Manchmal sind es keine Stein-Strukturen:
Auch die Pflanzenwelt fürchtet sich nicht vor intensiven Farben. Rot-orange (Blüten?-)Blätter, kleine weiße und ultramarinblaue Beeren. Weiß irgendjemand, was das ist? |
Am Ende bleibt uns noch etwa eine Stunde, um das in der Nähe eingerichtete Museum zu bestaunen, auch wenn wir von den ganzen Eindrücken schon ein wenig ermüdet sind. Geschieht uns recht, denk ich mir ein paar Mal, man sollte sowas nicht mit einer Wir-nehmen-jede-Sehenswürdigkeit-am-Weg-mit-Schneller-jetzt!-Tour machen.
Eine der Ton-Skulpturen im Museum. |
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass der Weg zum Museum einen steilen kleinen Pfad hinabführt, der über Treppchen und eine Hängebrücke auch an einem spektakulären Wasserfall vorbeiführt.
Meine Güte, mehrere Tage, ein dicker Stapel Literatur und jemand, der sich hier wirklich gut auskennt wären eigentlich nötig, um hier alles zu erkunden.
Unser Bus kommt.
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