Freitag, 21. November 2014

Tulum

Nach einigen Tagen auf der Isla Mujeres haben wir eine Couchsurfing-Zusage für Tulum. Juhu, nichts wie hin! Auf Hannahs Wunsch trampen wir. Meine Skepsis zerstreut sich praktisch augenblicklich: Die Insassen des ersten Wagens, bei dem wir fragen, nehmen uns bis Playa del Carmen mit, also etwas mehr als die Hälfte der 200-Kilometer-Strecke.

Die beiden scheinen sich sogar wirklich zu freuen, uns zu treffen, und geben uns noch eine Tips für Tulum mit. ("Beware of the Hippies... They think they've found enlightenment, and now they try to sell their views to everyone they meet.")

Nach einer halben Stunde in Playa spricht uns ein Fahrer von sich aus an: Nach Tulum? Ja, genau da fährt er hin. Er hat zwei Kinder auf der Rückbank, weshalb wir ihn nicht selbst fragen wollten, aber er meint, dass ja trotzdem mehr als genug Platz sei.
Als wir ihn später fragen, meint er, er nähme zwar ganz gern Anhalter mit, aber nur Ausländer. Die sind alle harmlos und tun nix. Mexikaner nimmt er nie mit, das ist ihm zu gefährlich.

In Tulum vertreiben wir uns noch die Zeit bei einem Café in einem Hostel/einer Tauchbasis, die hier zu Dutzenden zu finden sind. Schließlich holt uns unser Couchsurfer, César, ab, und fährt mit uns zu unserer Unterkunft.
Er wohnt mit einem Arbeitskollegen, Jorge, in eine wunderbar luftigen Riesenhütte mit Strohdach, die man hier in der Gegend auch recht häufig findet. Architektonischer Stil "Hauptsache es regnet nicht rein", was hier ja vollkommen ausreicht. Obwohl Jorge in den nächsten paar Tagen ein paar mal anmerkt, dass es beim Schlafen doch schon ziemlich kalt wird (nämlich 20 Grad. Mhmmm..) Die Geckos im Dachstuhl keckern immer wieder mal, und fressen eifrig Moskitos. Der Vorrat ist aber unerschöpflich.

Abends kochen wir, endlich mal wieder! Gemeinsam mit drei anderen Couchsurfern (die allerdings später am Abend noch in ein Hostel umziehen, weil sie meinen, es wäre doch zu eng für uns alle) kochen wir allerhand Gemüse mit Reis dazu. Durch Zufall entdecken wir eines der Geheimnisse der Küche von Yukatan und Quintana Roo ("Immer genug Koriander!") und es schmeckt auch Jorge und César ausgezeichnet. 

Blick auf die derzeit schildkrötenfreie Bucht in der alten Maya-Stadt Tulum

Den nächsten Tag verbringen wir damit, uns die Ruinen der hiesigen Maya-Stadt anzuschauen. Hier ist auch wirklich schon einiges zu sehen. Obwohl sie laut Reiseführer nicht mit Chichen Itza oder Ek Balam zu vergleichen sind, hat doch die Lage der Stadt einen ganz eigenen Reiz. Die von einer ziemlich komplett erhaltenen Stadtmauer umschlossene Siedlung wurde um eine Steilklippe direkt am Meer errichtet. Trotzdem gibt es in der Mitte einen kleinen Strand, der früher von kanu-fahrenden Händlern zum Anlegen benutzt wurde, und heute angeblich Meeresschildkröten zu Eierablage dient.
Momentan zeigt sich aber nur ein Gärtner, der Seetang in eine Scheibtruhe füllt. 

Über das Fehlen der Schildkröten tröstet uns dieser zutrauliche Nasua hinweg, mit der kompletten Show. Herumschnuppern, losgaloppieren, aufgeregt im Boden herumbuddeln..
Am nächsten Tag beschließen wir, uns eine der Cenoten anzugucken. Die gesamte Küste hier ist nämlich, geologisch gesehen, sehr junges Land, und besteht aus Muschel- und Sandstein-Sediment, das durch tektonische Aktivitäten über den Meeresspiegel gehoben wurde. Der Stein ist so weich, dass er vom Wasser ganz leicht ausgewaschen wird, und im Prinzip ist die gesamte Region ein Schwamm, der von unterirdischen Flüssen unterspült ist. Einige davon sind eingestürzt, und bilden dann offen Wasserlöcher oder Flussläufe im Dschungel. (Ich hab das jetzt mal so gut wiedergegeben wie ich kann. Wenn jemand mehr Ahnung von Geologie hat, möge er mich bitte ergänzen oder korrigieren!)

Und zu einer davon fahren wir. Die Casa Cenote ist etwa 8 km Schnellstraße und 2 km Holperweg mit Rieseschlaglöchern außerhalb von Tulum. Die Dame, die uns im Auto mitnimmt, nennt den Letzteren "the real Mexican roads."
Die Casa Cenote stellt sich als hervorragende Wahl heraus. Nach einem größen, sandigen Einstiegsbecken (das irgendwo einen unterirdischen Tunnel ins Meer hat, denn das Wasser ist ganz leicht salzig) schwimmt man gut 300 oder 400 Meter einen gut 5 Meter tiefen Flusslauf entlang, der sich durch Mangroven schlängelt. Zwischen allen ins Wasser ragenden Wurzeln und unter allen Felsplatten lugen Fische heraus. Gelegentlich gleitet auch in Bodennähe ein Taucher mit SCUBA-Ausrüstung dahin.
Tja.. Das Photo vom Eingang zur Casa Cenote ist nicht so toll, ist aber das einzige, das ich habe. Meine Kamera ist leider nicht tauch-tauglich, wie der geneigte Leser / die geneigte Leserin bald noch im Detail erfahren wird.

Später erfahren wir auch, dass die Casa Cenote als Freiluftbad für die Ausbildungstauchgänge verwendet wird. Und wenn man alle "Trainingseinheiten" (in der Umgebung! Meine Güte!) hinter sich hat, darf man dann endlich ins Meer, zu den Korallenriffen tauchen (angeblich das zweitgrößte weltweit.) Liebe Leute, wenn von euch wer mit dem Gedanken spielt, Tauchen zu lernen, macht das hier. Das ganze Spektakel ist wirklich kaum zu glauben.
Cenoten-Tauchen war uns nicht genug, drum gehen wir noch schnell die 20 Meter weiter zum Sandstrand. Und ja, so eine Taucherbrille macht eine furchtbar blöde Frisur, wenn man sie abnimmt.
Nächster Tag, nächste Cenote. Die "Cenote Escondida" versteckt sich wirklich im Dschungel, ist etwas kleiner, aber dafür auch etwas tiefer als die erste, die wir gesehen haben. Nach etwa einer halben Stunde Planscherei beginnt es aus einer Felsspalte zu blubbern.. und einige Minuten später tauchen zwei monströs wirkende Höhlentaucher daraus hervor. Jeder mit vier Pressluftflaschen, Markierungsschnur, mehreren Taschenlampen und noch ominöseren Ausrüstungsgegenständen.
Mitten im Dschungel... hier noch ohne Höhlentaucher, dafür mit Moskitos.
Wie seltsame Urzeitungeheuer geben sie in regelmäßigen Abständen Luftblasen von sich, die wie kleine Quallen Richtung Wasseroberfläche perlen.. bis sie selbst schließlich auftauchen, die Kapuzen abnehmen, und in gut gelauntem Schwyzer-Dütsch den Höhlentauchgang besprechen.
Nach dem ersten Taucherpärchen kommt das Wasser gar nicht mehr aus dem Blubbern raus, in regelmäßigen Abständen kommen die Taucher hier herauf.
Inmitten Mangroven zu schnorcheln ist schon einzigartig.. und die Farbe des Wassers wird durch das Licht im Dschungel rundherum ganz seltsam.

In die Stadt zurück nehmen wir einen Pick-up. Wir fahren auf der Ladefläche mit. Die Mexikaner sind herrlich entspannt, was Autofahren angeht.
Nicht nur schnorchel- und tauchtechnisch sehen wir eine Menge Neues, sondern auch Kulinarisches. So erzählen uns zum Beispiel César und Jorge von Michelada. Ein in dieser Region sehr verbreitetes Getränk, das wir uns zuerst gar nicht recht als trinkbar vorstellen können.
Man nehme ein Glas, und versehe es mit einem Salzrand. Dann kommt hinein:
5 - 6 Schuss Worchester Sauce (hier "Salsa Tipo Ingles" genannt)
1 - 2 Schuss Tabasco (oder eine der unendlichen Varianten davon, die es hier überall gibt)
Saft von einer Limette
4 - 5 Eiswürfel.
Dann kippt man ein Bier seiner Wahl darüber (beim Bestellen sagt man das dazu, also z.B "una michelada de Corona"), und serviert das ganze mit einem Trinkhalm.
Seltsam? Ja. Aber wirklich erfrischend, auch wenn es überhaupt nicht mehr an Bier erinnert. Wer mutig genug ist, kann es ja mal ausprobieren, aber spätestens wenn wir wieder in Europa sind, wird euch das von uns aufgetischt werden.

Zu guter Letzt gönnen wir uns noch in Abendessen in einem Fischrestaurant. Wir suchen extra eines aus, in dem es Tikin Xik gibt. Das ist ein Fischfillet, das mit einer Gewürzpaste (vermutlich irgendwas mit Chili und Knoblauch) bestrichen wird, anschließend in Saft von bitteren Orangen mariniert wird, und zu guter letzt in Bananenblätter gewickelt und im Ofen gebacken.

Vor der Weiterfahrt am nächsten Morgen holen wir uns dann noch Tamales, das sind kleine Päckchen aus Maisteig, mit Füllung aus Käse oder Huhn, ebenfalls in Bananenblätter gewickelt und dann gekocht. Immer mit roter, scharfer Sauce serviert. Mahlzeit!

1 Kommentar:

  1. Ach, dieses Nasua kenn ich doch! Das ist garantiert der Schwager vom Cousin des Ururenkels des Nasua das ich damals in Tikal getroffen habe! Was für eine Ähnlichkeit.

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