Freitag, 14. November 2014

Las Terrazas

Die Fahrt nach Las Terrazas dauert etwa zwei Stunden. Inzwischen haben wir uns schon fast gewöhnt, dass die Autobahnen in Cuba nur sehr dünn befahren sind, und deswegen auch sehr entspannte Fahrradfahrer und Pferdegespanne am Pannenstreifen unterwegs sind. Die Abfahrt nach Terrazas macht mich trotzdem ein bisschen nervös: Bei einer Autobahn links abfahren, die gegenüberliegenden beiden Spuren überqueren? Alles kein Problem.

Sobald wir ankommen, erfahren wir, dass der Ort, wo wir campen wollen, nochmal 5 Kilometer weiter ist. Und wir haben beinahe leere Mägen. Glücklicherweise hat ein vorbeifahrender Lada-Fahrer erbarmen mit uns unter unseren überdimensionierten Rucksäcken, und fährt uns mal die ersten 2 Kilometer ins Dorf Las Terrazas.

Der Ort wurde irgendwann in den 70ern nach den aktuellsten architektonischen Erkenntnissen gestaltet (= Plattenbau über alles), nachdem die Region von einem Waldbrand verheert wurde. Die lila-orange-weißen Platten sind zwar selbst wirklich alles andere als hübsch, aber der Ort ist terrassenförmig um einen kleinen Stausee angelegt, darüber hinaus gibts eine kleine Caféteria, einen Bier-Ausschank-Ort direkt am Wasser, einen Marktplatz, und vor allem die zivilatorischen Segnungen von Wasser und Elektrizität.
Und es gibt Bier vom Fass, und Sandwiches mit eingelegten Gürkchen. Also allerhöchster Luxus!

Zur installierten Infrastruktur von Las Terrazas gehören auch Flamingos, die einen durch seltsam verbogenen Hals und laute Schlabbergeräusche zum Lachen bringen.
So gestärkt schaffen wir auch noch die restlichen drei Kilometer über eine Straße, die sich vage dem Flussverlauf folgend pittoresk durch den Dschungel schlängelt. Hier gibts nur noch gelegentlich einfache Holzhäuschen, um die herum die Hühner- und Schweinchen-Dichte stark zunimmt. (Hier ists generell so, dass Kühe, Schweine und Hühner frei herumstreifen dürften. Ob es einfach so ist, dass die Tiere selbst wissen, wo sie hingehören, oder sie so eine Art sozialistisches Allgemeingut sind, konnten wir nicht rausfinden.) Später erfahren wir, dass es einfach keine Raubtiere gibt in Cuba. Sogar die Truthahngeier, die überall zahlreich kreisen, ernähren sich von Aas und Obst, und tun dem kleisten Küken nix, solange es noch lebt. Ansonsten gibts in Wäldern noch größere Eidechsen, die einen im schlimmsten Fall böse angucken können, und das wars.

Wir kommen also unbeschadet, nur ein bisschen angegrunzt und angegackert, zum Campingplatz von Rio San Juan. Und was für ein Campingplatz.. Direkt am Ufer, neben ein paar "Cabanas Rusticas", können wir unser Zelt aufstellen.
Die Unterkünfte unserer Nachbarn,

und unser kleines Zelt.

Der Fluss bildet einige natürliche Becken, so dass wir uns stets wieder einen neuen Schwimmteich aussuchen können.. Die kleinen Stromschnellen und Wasserfälle bilden nicht nur eine natürliche Wasserrutsche, sondern auch eine Art Wasserschwall-Dings, die man sie in Thermen findet, der sich hervorragend dazu eignet, einen verspannten Nacken oder Rücken zu massieren. Wenn man damit noch nicht genug beschäftigt ist, kann man auch die Taucherbrille nehmen, um sich die diversen Fische anzugucken, oder beobachtet überm Wasser die diversen Vögel und Reptilien.

Bisher unidentifizierter Vogel beim Gefiederputzen.

Wohlidentifiziertes menschliches Männchen kurz vorm Bauchfleck machen.

Bekanntes menschliches Weibchen beim täglichen Natur-Bad-Genießen.


Einen Tag verwenden wir dazu, eine Wanderung auf den höchsten lokalen Hügel zu machen. Der "Gipfel" ist gerade mal etwa 600 Meter überm Meeresspiegel, aber .. pfuh, in tropischer Hitze und Luftfeuchtigkeit da rauflatschen zieht sich schon ganz schön.
Haben wir uns schon im Dschungel verirrt oder doch noch nicht? Der kleine Kompass von meiner Abschiedsfeier hat uns schon viel weitergeholfen.

Dafür werden wir mit einer spektakulären Aussicht belohnt. Man kann sowohl die Nord- als auch die Südküste von Cuba von hier sehen, und am Horizont sogar La Habana. Und, natürlich, fehlt das obligatorische Ché-Denkmal auch hier nicht.
Viva la victoria siempre!

 Der Regen, vor dem wir uns mit unserem Mini-Hauchdünn-Zelt ein wenig gefürchtet haben, ist übrigens nie gekommen.

Nein, das haben wir nicht gemacht, damit es noch hübscher aussieht, sondern als Schutz vor dem angesagten sintflutartigen Regen. War dann aber doch nur ein bisschen Wind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen