Mittwoch, 6. Mai 2015

Cahuita (Einmal mit alles, extra Faultier)

Von El Tanque sind es etwa zwei Stunden Fahrt nach San José, dort haben wir etwa zwei Stunden Wartezeit, bis der Bus nach Cahuita endlich kommt.
Nocheinmal vier Stunden, und wir sind da.

Cahuita liegt an der Karibikküste von Costa Rica, und schon ziemlich nah an der Grenze zu Panama. Wir erreichen die Stadt schon nach Einbruch der Dunkelheit, finden aber trotzdem ohne Probleme ein Hostel. Wir werfen die Rucksäcke ab, und stapfen in die Stadt.. naja, wohl eher Ort. Örtchen. Wir gehen jedenfalls auf die eine Straße, auf der noch ein bisschen was los ist, und die fünf Restaurants zu finden sind, die es hier gibt. Das Hühnerfilet in Kokos-Sauce ist äußerst lecker, aber nachdem wir gerade einen Monat in Nicaragua verbracht haben, schockieren uns die Preise doch etwas. Fürs Essen sind die durchaus vergleichbar mit Deutschland, vielleicht sogar Österreich.

Aber eigentlich sind wir ja wegen dem kleinen Nationalpark hier. Eigentlich dient der vor allem dem Schutz des Korallenriffs (eines von zwei noch bestehenden in ganz Costa Rica, wenn ich mich recht entsinne), aber es gibt einen Wald-Pfad durch das ganze Terrain am Land, in dem man auch hin und wieder Faultiere erspähen soll.

Hoffnungsfroh machen wir uns auf den Weg, geben am Eingang unsere freiwillige Spende ab, lehnen höflich ab, mit einem Local Guide zu gehen ("If you no see any animals after five minutes, come back to me, and you will see!"), und erkunden auf eigene Faust.


Karibik-Kitsch vom ersten Moment an.
Wir hätten es nicht erwartet, aber nach deutlich weniger als fünf Minuten sehen wir das erste Faultier. Eine offensichtlich (...) amerikanische Touristenfamilie macht uns darauf aufmerksam, indem sie intensiv auf einen Baum starren, alle viere mit leistungsstarken Fernstechern ausgerüstet. Tatsächlich.. das kleine graue Fellbündel, das sich da langsam, aber sehr zielstrebig einen Ast entlanghangelt, ist das erste Faultier, das wir in freier Natur sehen.


Erstes Faultier.
Ich wüsste nicht, was wozu wir einen Waldführer gebraucht hätten. Der Wald und seine Bewohner scheinen von sich aus beschlossen zu haben, uns gehörig zu beeindrucken.

Phase Eins besteht aus Krabben, in allen Farben und Formen.
Hannah ist amüsiert: Donat verbringt viel Zeit damit, Kleinstgetier zu beobachten.
Aber wie soll ich denn widerstehen, wenn hier eine Krabbe UND ein Gecko gemeinsam für ein Photo posieren?
Am Strand gibts dann noch diese gelben Krabben hier, denen man beim Sand-aus-dem-Wohn-Loch-raustragen-und-dann-hurtig-wegschmeißen zuschauen kann.

Schnell ist man hier nicht. Ständig muss man stehenbleiben und sich irgendwas angucken.

Kleines Hindernis: Ein Flüsschen muss durchwatet werden. Das Wasser ist dunkelbrau bis rostrot, von dem Mangrovengebiet so gefärbt, durch das es fließt, bevor es sich ins Meer ergießt.

Etwa 10 cm langer Hundertfüßler, gut gepanzert. Nicht dass ich den essen möchte.
Hannah reißt mal schnell einen Baum um.

Äußerst selten: das fünf-fingrige mitteleuropäische Bart-Faultier.

Eigentlich meint man mit Regenwald ja Matschwald.
Regenbogen-Mega-Power-Ranger-Krabbe oder so ähnlich. Auf Tarnfarbe setzen die jedenfalls nicht.
Phase Zwei: Irgendwann macht Hannah die Bemerkung, dass es jetzt dann mal langsam genug sei mit Krabben, und uns ruhig etwas anderes über den Weg laufen dürfe.

Zwei Minuten später hoppelt ein Naguti über den Pfad, gefolgt von einem Eichhörnchen. Dann nochmal eine Krabbe, aber eine so riesengroße, dass ich mich gehörig schrecke, als sie laut raschelnd aus dem Gebüsch kommt, bedrohlich mit ihrer Schere wackelt, und dann eilig zum nächsten Versteck huscht.


Und anschließend gleich der erste Affe:

Ein greiser Kapuzineraffe, der mit einem müden Blick erkennt, dass wir ihn nicht füttern dürfen.

Nummer Zwei: Auch ein Kapuzineräffchen.

Dann gleich wieder aufs Kleinstgetier, mit Gebrüll (oder eigentlich Gezirpe).

Und natürlich Unmengen von Einsiedlerkrebsen.
Nachdem sich die Leserschaft inzwischen an die ermüdend ausführliche Berichterstattung zur Fauna gewöhnt haben könnte, leg ich gleich noch einen nach: Kürzlich habe ich ein überraschend spannendes Buch über Pilze (essbare, medizinisch verwendbare und auch sonst irgendwie nützliche) gelesen, drum werden die ab jetzt auch photographiert.
Wie man die bestimmen kann, hab ich absolut keine Ahnung. Nicht mal ansatzweise.
Vor der hübschen Karibik-Kulisse geben dann sogar wir nette Photomotive ab:
Kleidung und Haare bleichen mit viel Salz und Sonne langsam aus.

Noch mehr Pilze in hübschen Farben. Was das hier tut außer ein gutes Photo abgeben, weiß ich natürlich auch noch nicht.
Zu schnell für diese Kamera: ein Nasua.

Kurze Zwischenlandung auf meinem Rucksack: Der berühmte Absolute-Nullpunkts-Marienkäfer.
Inzwischen ists schon später Nachmittag, und wir freuen und auch über die Sichtung eines Hinweisschildes: Freilaufende Busse, nur mehr 2 km. Wir hoffen, dass wir einen davon antreffen.
Ob die Bushaltestelle auch so gut versteckt ist?
Dann sind wir schon kurz vor dem Ausgang des Nationalparks, als wir einen offensichtlich amüsierten Parkranger und ein kleines, lumpenbündel-artiges Ding am Straßenrand sehen. Ein Faultier!
Für den Phototermin scheut dieses Faultier auch vor den ärgsten Anstrengungen nicht zurück: Es hebt mal ganz kurz den Kopf.

Der Ranger erklärt uns, dass dieses Tier mitsamt des Astes abgestürzt ist, aber zum Glück unverletzt geblieben ist. Jetzt sei es aber vom Sturz sehr gestresst, und reagiert darauf genau so, wie man es von einem Faultier erwartet: Es schläft erst mal eine Runde. Na klar, was sonst.
Palmwedel mit daran befestigtem Faultier, und Parkranger.

Schlaf gut, kleines Faultier.
Den Bus haben wir übrigens nicht erwischt. Der Spaziergang zurück in den Ort, entlang der sonnenbeschienenen Straße, auf der die Autos mit 80 km/h dahingedonnert sind, war dann nicht ganz so erquickend. Haben wir trotzdem geschafft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen