Montag, 20. April 2015

Unterwegs: Juigalpa bis Los Chiles

Die stundenlange Busfahrt von San Ramón bis Juigalpa machen nicht sehr viel Spaß. Wir müssen dreimal umsteigen, in einem Bus gibts keine Sitzplätze mehr, und meine Geldtasche verschwindet. (Man weiß nicht, ob ich sie verloren habe, oder sie geklaut wurde.. Wer auch immer die umgerechnet 20 Dollar da drin jetzt hat, wird sich aber vermutlich darüber freuen.)

Selbstverständlich sind unsere Bankkarten an einem anderen, sichereren Ort verstaut, und so müssen wir nur den nächsten Bankomaten finden, was uns auch gelingt. 
Um ungefähr 15 Uhr, also nach etwa 7 Stunden, kommen wir in Juigalpa an. Wir finden eine ziemlich schäbige Hospedaje, laden die Rucksäcke ab, und stiefeln ein bisschen in der Stadt herum. Die Aussicht vom Palo Solo ist schön.

Blick von Palo Solo Park in Juigalpa auf nicaraguanische Hinterland.
Im Umland wird sehr viel Viehzucht betrieben, und so hat es sich ergeben, dass die lokale Spezialität von Juigalpa huevos de torro sind, auf Deutsch: Stierhoden.
Die muss ich mir natürlich bestellen, Hannah bleibt bei einem ganz normalen Kotelett. Erfreut stelle ich fest, dass meine sopa de huevos de torro mit Reis und frittierten Platanos, und die Suppe so mehr als eine vollwertige Mahlzeit darstellt. Und eine leckere noch dazu. 
Die wahre Sensation ist aber Hannahs Essen. Seit ich sie kenne, ist ihr Haupt-Kriterium an jedes Mittagsessen, dass es heiß genug sein muss. In Nicaragua passiert das selten. Hier allerdings wird das Stück Fleisch, appetitlich garniert mit ein bisschen Gemüse und Zwiebelrinden, auf einer so heißen metallenen Grillplatte serviert, dass das Ganze noch gut eine viertel Stunde vor sich hinbrutzelt. (Nicht übertrieben, es zwischt, wenn ein Zwiebelring mit der Platte in Berührung kommt.)
Stierhodensuppe und eine wahre Sensation: Hannahs Essen wurde zu heiß serviert.
Am nächsten Morgen machen wir uns dann wieder per Bus auf den Weg nach San Carlos, der Grenzstadt vor Costa Rica.
Der zweitschönste Malecon bisher. (La Habana bleibt - mit Abstand - ungeschlagen.)

Unsere Unterkunft ist zwar nur eine Bretterschachtel, aber sie befindet sich im ersten Stock, und hat daher eine wunderschöne Aussicht auf den Lago Nicaragua.
Das Städtchen ist hübsch, aber überschaubar. Was Grenzstädte angeht, so ist sie zweifelslos eine Perle (also, vergleichsweise, versteht sich), aber, wie Hannah es sehr treffend ausdrückt: Hier möchste nich' tot übern Zaun häng'n.
Es gibt natürlich Lichtblicke, und so erwähne ich hier die zahlreichen (=drei) Restaurants am Malecon, die ausgezeichneten Fisch servieren, die Tatsache, dass man an der Uferpromenade öffentlich zugänglichen Internetzugang hat (wie fast in allen mittelgroßen nicaraguanischen Städten. Sobald man eingeloggt ist, wird man auf die Facebookseite des Präsidenten weitergeleitet, mit dem dezenten Hinweis, dass man sie ja liken könnte..), und noch ein ganz besonderer Laden:
Eine Bäckerei, die als Panaderia Aleman bezeichnet wird. Irgendeine deutsche Bäckerei-Großkette (weiß nicht mehr welche, versuche ich noch rauszukriegen) bildet doch hier tatsächlich nicaraguanische Frauen zu Bäckerinnen aus, und das erwirtschaftete Geld kommt Frauen zugute, die Opfer häuslicher Gewalt wurde.
Für uns unmittelbar bedeutet das das beste Brot, das wir seit einem halben Jahr gegessen haben. 

Wir verlassen den Ort per Boot:
Blick von unserem grenzenüberschwimmenden Boot auf San Carlos.
Die Bootsfahrt auf dem Rio Frío ist auf jeden Fall die unterhaltsamste Grenzüberquerung unserer ganzen Reise. Der Fluss ist voller Süßwasserschildkröten, die auf ufernahen Baumstümpfen sitzen und den Kopf hochnäsig in die Höhe recken, es flattern und zwitschern allerhand absurd gefärbte Vogel über uns, und sogar zwei (kleine) Krokodile gibt es zu sehen.

Zwischendurch gibts einmal einen kleinen Militärposten am Ufer, wo wir für fünf Minuten anlegen. Die Soldaten kontrollieren nochmal unsere Pässe und schwitzen. Sie tun mir leid.
Dann fahren wir weiter und sehen noch mehr Getier. 


Letzten Endes, nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt, kommen wir in Los Chiles in Costa Rica an. Wir verschweigend dem Zöllner, dass wir doch Lebensmittel mit uns mitführen (nicaraguanisches Brot nach deutschem Rezept.), bekommen einen Stempel in unseren Pass, und machen uns frohen Mutes auf die Suche nach dem Busterminal.

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