Von Mérida aus machen wir einen Abstecher nach Celestún. Das ist ein wirklich kleiner Fischerort, der mitten in einem Naturschutzgebiet liegt. So langsam hält auch dort der Tourismus Einzug, denn die Bootstouren sind inzwischen nicht mehr nur bei mexikanischen Ausflüglern bekannt.
Oh stimmt.. wir sind ja noch immer im Orient von Mexico. |
Bei unserer Ankunft stellen wir fest, dass das einzige Hostel im Ort inzwischen geschlossen ist. Zum Glück gibts daneben ein beinahe geschlossenes Hotel. (Der Innenhof wird aus unerfindlichen Gründen als Lager für alte Kühlschränke verwendet..) Und es gibt keine Räume mit Klimaanlage, nur einfache Ventilatoren. Juhu!
Eine der offiziellen Sehenswürdigkeiten: der alte und der neue Leuchtturm |
Schon auf unserem ersten Spaziergang sehen wir einige der Wasservögel, für die das Dorf bekannt ist.
Noch begeisterterter sind wird, als wir eine ganze Schar von Braunpelikanen beim Fischen direkt neben einem Pier am Meer beobachten können. Die behäbig wirkenden Tiere fliegen dazu erstaunlich rasch auf, drehen sich dann in einen wohl gewollten, aber trotzdem nach Turbulenzen aussehenden Sturzflug, und klatschen mit dem Schnabel voran ins Wasser, während sie wie wild mit den Füßen paddeln.
Wenn sie dann wieder gemütlich auf der Wasseroberfläche dahintreiben, haben sie den gesamten Kehlsack prall voll mit Wasser, plus dem einen Fisch, den sie schon aus der Luft gesehen und gejagt haben. Der Kehlsack übernimmt dann die Funktion eines Siebes, und schon nach kurzem wird der abgeseihte Fisch geschluckt. Diese Operation wird nur beliebig oft wiederholt.
Begeistert rohen Fisch schluckender Braunpelikan. |
Zum Baden etwas zu kühl, aber trotzdem schön. |
"They lack a lot of infrastructure, but they DO have the best sunsets there." |
Am nächsten Tag leisten wir uns wirklich das volle Touristenprogramm: Mit dem Boot die Halbinsel südlich von Celestún entlang, erst mal bis zur Einfahrt zum Fischerhafen.
Flamingos und unberührte Halbinsel. Hier gibts zum Glück keine einzige Straße. |
Unser Bootsmann erklärt routiniert die Lebensgewohnheiten von Flamingos, und natürlich auch, dass die rosa Färbung von den diversen Krebstierchen stammt, die die Vögel fressen. Logisch, aber von mir bisher noch nicht beobachtet, ist natürlich, dass die Jungtiere dann anders aussehen müssen. Es zeigt sich, dass sie ähnlich wie junge Schwäne grau, flauschig, und ein bisschen daneben aussehen.
Graues Flamingo-Jungtier, pinker, möglicherweise stolz spazierender Flamingo-Elternteil, sowie unbekannter weißer Nachahmer, der nur so tut. |
Die Tour geht weiter um die Halbinsel herum, in die Lagune. Das Wasser hat eine seltsame bräunliche Färbung, die laut unserem Guide von den Mangroven stammt. Die Erklärung erscheint mir ungenügend, und denke mir im Stillen, dass da wohl bei der Übersetzung was verlorengegangen ist..
Der Steuermann dreht dann das Boot, und steuert es mit unverminderter Geschwindigkeit auf ein Mangrovendickicht zu. Statt zu bremsen, grinst er nur, und im allerletzen Moment tut sich vor uns ein Tunnel auf, in den das Boot hineinschießt.
Hier fährt der Gute endlich langsamer..
Und die Welt verändert sich sofort. Die Luft wirklich noch viel frischer als draußen am Meer, und.. tatsächlich! das Wasser ist komplett rot gefärbt. Der Bootsmann holt zu einer detaillierteren Erklärung aus, die Farbe dürfte etwas mit der Tannin-haltigen Rinde von einigen der Mangroven-Bäumen zu tun haben. Und auch die Luft ist den CO2-hungrigen Pflanzen zu verdanken: Angeblich ist die Sauerstoff-Konzentration hier messbar höher.
Sehr sehr eigenartig. |
Den letzten Tag verbringen wir am Strand spazierend. Der Fischerhafen besteht aus einem erstaunlich großen Hafenbecken mit vielen wirklich kleinen Booten, auf denen jeweils allerhöchstens 3 oder 4 Fischer Platz haben. Es wird also wirklich nur für den lokalen Markt gefangen.
Wir sind leider zu spät dran, und sehen nur mehr einige improvisierte, aber leere Hallen, ganz ohne Fisch.
Um so freudiger überrascht sind wir am Rückweg, als wir in einem kleinen Restaurant zu unserem Bier nicht gewöhnliche Knabbereien serviert bekommen, sondern gleich mal einen Teller voll Shrimps. Das zweite Bier (Anmerkung an mitlesende Eltern: In Mexiko werden nur kleine Biere (300 ml) serviert! Wir dürften deshalb mehr als eines trinken. ;) ) kommt dann mit einer kleinen Portion faschiertem Fischfleisch, zubereitet mit Tomaten, etwas Zwiebel und dem unvermeidlichen Chili.
Ein freundlicher Mexikaner vom Nebentisch, der offensichtlich erfreut ist, sein ziemlich gutes Englisch zu praktizieren, stellt sich als einer der Touristen-Boots-Fahrer vor, und erklärt uns, dass wir gerade ein hier ganz traditionelles Gericht aus Rochen gegessen haben. Und weil man das hier so macht (sagt er) stellt er uns gleich noch einen Teller mit "Blue crab" hin, also frittierten Krebsen... die wirklich gut sind!
Ich glaube, wir unterhalten inzwischen einen beachtlichen Prozentsatz der Gäste, die sich sichtlich über unsere Versuche freuen, manos de cangrejo (Krabbenscheren) korrekt zu essen: Schere nehmen, an die Tischkante halten, mit der Bierflasche draufschlagen, Fleisch herauszutzeln.
Nach einem frittierten Fisch (den wir sogar selbst bestellen!) stellt sich heraus, dass es noch einer Zubereitungsart von Garnelen gibt, die wir nicht kennen. Das darf nicht sein! Und schwups, stellt der Gute noch einen Teller auf unseren Tisch. Moment, wenn wir blue crab noch gar nicht kannten, können wir ja auch blue crab in Butter und Knoblauch nicht kennen.. das muss geändert werden! Die in Salz getrockneten und in Limettensaft marinierten Shrimps, die schmecken uns auch? Wie, die kennen wir nicht? Oh nein! Schnell ein Teller auf unseren Tisch...
Mangrovenwald mit zwei Menschen, einer Million Termiten und noch mehr Moskitos. |
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